Hier finden Sie eine Beschreibung vom Brauch des Osterbrunnen-Schmückens in der Fränkischen Schweiz (Oberfranken, Franken, Bayern)

Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz

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Alljährlich zu Ostern - dem höchsten christlichen Fest- werden in der Fränkischen Schweiz die Brunnen prachtvoll herausgeputzt. Wie der Zeitpunkt des Osterfests und einige seiner Inhalte geht dieser Brauch auf vorchristliche Traditionen zurück. In heidnischer Zeit schmückten die damaligen bäuerlichen Bewohner der wasserarmen Hochebene der Fränkischen Schweiz und des angrenzenden Thüringen ihre Brunnen und Quellen mit frischem Grün zu Ehren einer Quellgöttin, möglicherweise der Frühlingsgöttin Ostara (bei den Kelten Eostra). Zuvor hatten Jungfrauen die Quellen unter Gebet und Gesang bis zum Sonnenaufgang gereinigt.

Danach wurden die Brunnen bekränzt, und die Gemeinde versammelte sich zu Opferschmaus, Tanz und Spiel und hoffte, sich damit das ganze Jahr über den Dank der Quellgöttin in Form von reichlich Wasser für Mensch und Tier zu sichern.

Wie anderenorts haben bei der Christianisierung Prediger und Mönche die heidnischen Bräuche für ihre Zwecke nutzbar gemacht, wenn sich diese partout nicht aus den Köpfen der Menschen verbannen ließen. Schließlich ist sauberes Wasser für Christen ebenso lebensnotwendig wie für Heiden, dazu kommt für erstere die wichtige Rolle des Wassers bei der Taufe. So wurde speziell dem geweihten Osterwasser besondere Wirkung zugeschrieben, wie der Volksmund noch heute wiedergibt: Kinder, mit diesem Wasser an Ostern getauft, sollen besonders gescheit werden, das Trinken von Osterwasser schützt gegen Krankheiten und, in Haus und Hof verspritzt, vertreibt es Ungeziefer und hält Schädlinge fern.

Protestantische Gründlichkeit bei der Säuberung der Glaubenslehre von Nichtchristlichem brachte nach der Reformation den "heidnischen" Brauch des Osterbrunnen-Schmückens beinahe zum Erliegen. In Thüringen gelang dies auch weitgehend, nicht aber auf den felsigen Hochflächen der Fränkischen Schweiz, wo das Wasser oft unter größten Mühen aus Quellen im Tal geschöpft und kilometerweit bergan nach Hause getragen werden musste.

Nach mündlichen Überlieferungen wurde der Brauch Anfang des 20. Jahrhunderts wiederbelebt bzw. intensiviert, wo er noch nicht ausgestorben war. Offenbar animierte die Zeitströmung der Romantiker zu Recherchen in der Historie und zu neuen Aktivitäten. In Aufseß zum Beispiel schmückten die Einwohner um 1909 den ersten Osterbrunnen, in Engelhardsberg begann man damit 1913. Mitte des 20-ten Jahrhunderts verlor sich der Brauch erneut. Viele althergebrachten Lebens- und Verhaltensweisen büßten durch die Technisierung an Bedeutung ein, jedoch entfachte die wieder erwachte Heimat- und Brauchtumspflege in den 80-er Jahren neues Leben beim Osterbrunnen-Schmücken. Schon 1986 konnten wieder über 200 geschmückte Osterbrunnen- und Bäume in der Fränkischen Schweiz gezählt werden.

Das Schmücken der Osterbrunnen beginnt heute noch, wie in frühsten Zeiten, mit dem Säubern der Anlage, dem so genannten "Brunnen fegen". Übten diese Tätigkeit früher nur die jungen Burschen aus, so tun dies heute die den Brunnen schmückenden Frauen und Männer. Danach wird der Brunnen geschmückt, im Volksmund spricht man dabei vom "Brunnen putzen". Als Schmuck dienen ausgeblasene bunte Eierschalen, einzelne oder büschelweise gebundene Papierbänder, die so genannten "Pensala", Girlanden aus Fichtenzweigen, die um den Brunnen gewunden oder zu Gerüsten und Kronen geflochten werden. Daneben ziert in den meisten Orten noch echter Blumenschmuck die Osterbrunnen.

All dies und mehr hat Claudia Schillinger in umfangreichen Forschungen im Umkreis von Forchheim-Bamberg-Bayreuth-Pegnitz erarbeitet und zu einem wunderschönen und anregend illustrierten Buch zusammengefasst (Bayerische Verlagsanstalt GmbH, Bamberg, ISBN 3-87052-293-3).

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